Ist die kostenlose Dienstunfähigkeit ausreichend?

Sicherlich stellt man sich die Frage, wie es sein kann, dass man für eine vernünftige Polizeidienstunfähigkeitsversicherung rund 50 – 100 € monatlich zahlt, die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Bremen aber eine kostenlose Dienstunfähigkeitsversicherung für Polizeianwärter bietet. Für lediglich 4,10 € ist sie kostenlos in der GdP Mitgliedschaft dabei. Doch der Teufel steckt hier im Detail und wenn man diese Preise vergleicht, dann wird man zu Recht misstrauisch…

In diesem Artikel klären wir über die „Dienstunfähigkeitsversicherung“ der GdP Bremen auf.

Auszug aus der Werbung der GdP Bremen (Aufgenommen 02.10.2024)

Wenn das Wörtchen „unfallbedingt“ nicht wäre…

Eine echte Dienstunfähigkeitsversicherung leistet unabhängig von einem Unfall. Das ist sehr wichtig, weil Krankheiten unserer Erfahrung öfters zu einem vorzeitigem aus im Polizeistudium führen. Insbesondere die Psyche ist eine nicht zu unterschätzende Ursache. Leider sind Krankheiten im Schutz der GdP Bremen nicht mitversichert und somit fällt ein großer, womöglich der größte Teil an potenziellen Ursachen, aus dem Versicherungsschutz raus. Grund ist, dass diese (wie eine Unfallversicherung) lediglich bei Unfall leistet.

Hierbei muss man wissen, dass ein Unfall eine klare Definition hat und im Schaden zu Streitigkeiten mit der Versicherung führen kann. Eine solche Diskussion gibt es bei einer „echten“ Dienstunfähigkeitsklausel nicht, weil lediglich die Entlassung durch den Polizeiarzt zählt. In den Bedingungen findet man nichts von Invaliditätsgraden und Unfalldefinitionen… das gibt es nur bei Unfallversicherungen.

Somit handelt es sich bei der Dienstunfähigkeitsversicherung der GdP Bremen für Polizeianwärter um eine Mischung aus Unfall und Dienstunfähigkeitsversicherung. Dies ist kritisch und irreführend, weil mit dem Begriff „Dienstunfähigkeitsversicherung“ geworben wird, es aus unserer Sicht aber mehr eine Unfallversicherung ist.

Was eine „richtige“ Dienstunfähigkeits­versicherung leistet

Eine „richtige“ Dienstunfähigkeitsversicherung für Polizeibeamte leistet unabhängig von einem Unfall eine bestimmte monatliche Summe, welche im Leistungsfall weit über 10.000 € gehen kann. Hat man in seinem Vertrag die spezielle Dienstunfähigkeit mitversichert (was für Polizeibeamte im Studium sehr wichtig ist), dann gibt es sogar bis zu 72 Monate die Rente auf einen Schlag ausgezahlt. Sinnvolle Absicherungshöhen in den ersten Dienstjahren liegen bei 1.500 € monatlich aufwärts.

Vergleich der Leistungen einer „richtigen“ Dienstunfähigkeitsversicherung mit der GdP Bremen

GdP Bremen = 10.000 € nur bei Unfall

„Richtige“ Dienstunfähigkeitsversicherung mit erhöhter Leistung in den ersten Jahren und Absicherung der Vollzugsdienstunfähigkeit = 108.000 €* bei Unfall oder Krankheit + danach eine monatliche Rente von 1.500 € bis 62, wenn weiterhin Berufsunfähigkeit besteht.

Die Falle mit der Befristung

Ein weiteres Problem ist, dass die DU der GdP Bremen automatisch mit dem Studiumsende ausläuft und man sich dann um einen richtigen Schutz kümmern muss, damit man langfristig abgesichert ist.

Aus unserer täglichen Praxis mit Polizisten und Erfahrung von über 1.400 versicherten Polizeibeamten mussten wir leider feststellen, dass während des Studiums oftmals Verletzungen und/oder Gesundheitsbeschwerden entstanden sind. Zudem ist man älter geworden und daraus ergeben sich drei Probleme:

  1. Im Rahmen einer Gesundheitsprüfung einer Dienstunfähigkeitsversicherung kann es bei Antragsstellung zu Ablehnung, Zuschlägen und Ausschlüssen kommen.
  2. Man zahlt ein für den Rest der Polizeikarriere einen höheren Beitrag für seine DU, weil das Eintrittsalter höher ist.
  3. Evtl. wurde die einmalige Möglichkeit beim Start nicht genutzt, eine „richtige“ Dienstunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen abzuschließen (Macht nur ein Anbieter in den ersten 6 Monaten, jedoch mit Leistungseinschränkungen)

Fazit

Das Angebot der GdP Bremen ersetzt keine „echte“ Dienstunfähigkeitsversicherung, weil es von den Bedingungen und den Leistungen im Vergleich sehr schwach ist. Deshalb sollte man sich hierauf nicht verlassen, wenn man bei Dienstunfähigkeit ausreichend abgesichert sein möchte.

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